Juckreiz, Rötung und Quaddeln entstehen bei der cholinergischen Urtikaria durch eine Erhöhung der Körpertemperatur. Vor allem junge Erwachsene sind betroffen: In Deutschland leiden mehr als zehn Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 35 unter den Symptomen einer cholinergischen Urtikaria.1 Juckreiz, Rötungen und stecknadelkopfgroße Quaddeln sind die typischen Symptome, die meist an Hals und Oberkörper auftreten.
Das Nervensystem und dessen Botenstoffe sind an der Entstehung der cholinergischen Urtikaria (ChU) beteiligt. Die ChU wird zu den Unterformen der induzierbaren, sprich auslösbaren, Urtikaria gezählt.
Für die cholinergische Urtikaria sind die Synonyme Schwitzurtikaria, Wärmeurtikaria und Anstrengungsurtikaria ebenfalls verbreitet.
Neben der Urtikaria factitia ist die cholinergische Urtikaria eine der verbreitetsten Formen der Urtikaria. Am häufigsten sind junge Erwachsene zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr betroffen, wobei eine erbliche Veranlagung für allergische Erkrankungen die Wahrscheinlichkeit erhöht, an ChU zu erkranken.
Eine Erhöhung der Körpertemperatur löst die Symptome aus. Das kann in folgenden Situationen geschehen: beim Sport, in der Sauna, beim heißen Duschen oder Baden, beim Verzehr scharf gewürzter Speisen, beim Trinken heißer Getränke, in emotional aufgewühlter Stimmung.
Die Symptome beginnen bereits wenige Minuten nach Ansteigen der Körpertemperatur um etwa ein Grad. Typisch sind Juckreiz, Rötung und die Bildung von kleinen, stecknadelkopfgroßen Quaddeln, wobei die Symptome bevorzugt an Hals und Oberkörper auftreten. Sinkt die Körpertemperatur wieder, so verschwinden die Quaddeln in der Regel binnen Minuten bis Stunden.2
Sind die Quaddeln wieder verschwunden, können sie für bis zu 24 Stunden nicht erneut ausgelöst werden, da die verantwortlichen weißen Blutkörperchen (Mastzellen) erst nach der sogenannten Refraktärzeit wieder Histamin freisetzen können.
Die Diagnose der cholinergischen Urtikaria erfolgt durch einen Belastungstest: Der Patient radelt warm angezogen auf einem Fahrradergometer, bis er zu Schwitzen beginnt – und weitere 20 Minuten über diesen Zeitpunkt hinaus. Lassen sich die Symptome durch die erhöhte Körpertemperatur auslösen, liegt eine cholinergische Urtikaria vor. Je eher die Symptome auftreten, desto schwerer die Nesselsucht.
Die Diagnose kann auch gestellt werden, wenn sich die Quaddeln durch heiße Bäder oder das Trinken von heißem Tee auslösen lassen. So lassen sich zudem die ChU und die stressinduzierte Urtikaria unterscheiden: Wenn die Symptome durch die rein passive Erwärmung ausgelöst werden können, handelt es sich um eine cholinergische Urtikaria.
Menschen mit cholinergischer Urtikaria sollten die zuvor erwähnten Auslöser meiden – so gut es eben geht. Da das nicht immer möglich ist, werden zur Linderung der Symptome Antihistaminika verwendet.
Äußerlich können beruhigende und kühlende Hautpflegeprodukte eingesetzt werden, um Rötung und Juckreiz zu lindern. Ist der Juckreiz stark ausgeprägt, können Präparate mit dem oberflächlich betäubenden Wirkstoff Polidocanol auf die Haut aufgetragen werden.
Wirkt die Behandlung nicht wie erwartet, sollte man sich nicht scheuen, seinen Hautarzt erneut auf die Beschwerden anzusprechen, um die Behandlungsstrategie gegebenenfalls anzupassen.
Quellen:
1.Zuberbier T, Althaus C, Chantraine-Hess S, Czarnetzki BM. Prevalence of cholinergic urticaria in young adults. J Am Acad Dermatol 31 (6): 978-81., 1994.
2.Hirschmann JV, Lawlor F, English JS, Louback JB, Winkelmann RK, Greaves MW. Cholinergic urticaria. A clinical and histologic study. Arch Dermatol 123 (4): 462-7., 1987.